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5. KIP NI Jahresveranstaltung des KIP NI am 09.12.22 in Hannover durchgeführt

Am 09.12.2022 fand die 5. Jahrestagung des Landesprogramms für Islamismusprävention – „Kompetenzforum Islamismusprävention Niedersachsen“ (KIP NI) im Novotel Hannover statt. An der Veranstaltung unter dem Titel „Psychisch auffällig oder radikal – was nun?“ nahmen rund 200 Personen teil. Der Niedersächsische Minister für Inneres und Sport, Boris Pistorius, begrüßte die Gäste und verwies auf die vielfältigen Wechselwirkungen zwischen Radikalisierungsprozessen und psychischen Auffälligkeiten. Er betonte: „Die islamistischen Anschläge von zugleich psychisch auffälligen Täterinnen und Tätern zeigen, wie wichtig und absolut notwendig es ist, dass die Sicherheitsbehörden das Fachwissen von Präventions- und Deradikalisierungsakteuren sowie der Heilberufe in ihre Arbeit mit einbeziehen“.

Folgend gaben die beiden Geschäftsführerinnen des KIP NI, Daniela Schlicht (Niedersächsischer Verfassungsschutz) und Lisa Borchardt (LKA NI), einen Überblick über die Aktivitäten und Arbeitsschwerpunkte des Landesprogramms für Islamismusprävention im Jahr 2022. Daniela Schlicht betonte, dass die im KIP NI verbundenen Akteure es sich zur Aufgabe gemacht haben, verschiedene Berufsgruppen miteinander zu vernetzen, um die in Niedersachsen vorhandenen Regelstrukturen und Ressourcen bestmöglich für die Islamismusprävention zu nutzen. Lisa Borchardt ergänzte, dass dies insbesondere auch für die präventive Fallarbeit der Präventionsstelle Politisch Motivierte Kriminalität (PPMK) im LKA NI gelte, die u. a. auf die Initiierung und Koordination bedarfsgerechter Deradikalisierungsmaßnahmen abzielt. Bei der Bearbeitung von Radikalisierungsprozessen, bei denen sich psychische Auffälligkeiten als bedeutsam erweisen, seien Angehörige aus Heilberufen unerlässliche Netzwerkpartnerinnen und -partner.

Den ersten Fachvortrag hielt Florian Endres vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, der die Herausforderungen und Handlungsoptionen im Kontext psychischer Auffälligkeiten in der Deradikalisierungsarbeit näher beleuchte. „Im präventiven Umgang mit psychischen Auffälligkeiten, die im Zusammenhang mit Radikalisierung auftreten können, ist die enge Vernetzung von Behörden, Heilberufen und Zivilgesellschaft Grundvoraussetzung“, so Endres.

Dr. Marc Allroggen vom Universitätsklinikum Ulm beschäftigte sich im zweiten Fachvortrag mit der „Behandlersicht“. Dabei machte er auf die Bedeutung von psychischen Störungen in der Entstehung von extremistischer Gewalt aufmerksam und schilderte deren Auswirkungen auf die Deradikalisierungsarbeit. Für die Heilberufe zeigte Dr. Allroggen die vielfältigen Berührungspunkte mit dem Bereich Extremismus auf. Er betonte, dass eine Integration von Heilberufen und insbesondere Psychiaterinnen und Psychiatern sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten in die Extremismusprävention sinnvoll und möglich sei. Voraussetzung dafür seien aber spezifische Strategien und Konzepte sowie eine klare Aufgabendefinition in Abgrenzung zu anderen Akteuren der Extremismusprävention. Benötigt würden zudem Fortbildungen und Netzwerke für Heilberufe im dargestellten Themenfeld.

Aufbauend auf den Fachvorträgen und anhand von Fallbeispielen diskutierten Dr. Marc Allroggen (Universitätsklinikum Ulm), Dominik Irani (Bayerisches Landeskriminalamt) und Thorben Lehners (Beratungsstelle beRATen e. V.) zusammen mit einem Mitarbeiter des Aussteigerprogramms „Aktion Neustart“ (Niedersächsischer Verfassungsschutz) und unter der Moderation von Cosima Schmitt (Journalistin und Autorin bei der ZEIT) über die Möglichkeiten und Herausforderungen in der praktischen Arbeit, aber auch über die Grenzen der Zusammenarbeit aufgrund unterschiedlicher Aufträge und gesetzlicher Rahmenbedingungen. Deutlich wurde, dass psychische Störungen im Kontext von Radikalisierung schon immer eine Rolle gespielt haben. Die Experten des Podiums waren sich einig, dass die multiperspektivische Betrachtung von Fällen sowie eine gut vernetzte Zusammenarbeit unabdingbar dafür sind, islamistische Radikalisierung im Kontext psychischer Auffälligkeiten rechtzeitig zu erkennen (oder auszuschließen), um somit frühzeitig präventiv eingreifen zu können.

Die Veranstaltung wurde grafisch durch Anja Weiss (Graphic Recording, Illustration & Grafik-Design) begleitet. Sie stellte ihre Eindrücke dem Publikum zum Abschluss der Veranstaltung vor.
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Fachvortrag 1, Herr Endres

Fachvortrag 2, Herr Allroggen

KIP NI Geschäftsbericht, Frau Schlicht und Frau Borchardt

Podiumsdiskussion

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