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Situation in Niedersachsen

Der Salafismus ist in Niedersachsen, wie auch bundesweit, seit einigen Jahren die bedeutendste islamistische Bewegung. Mit Stand Dezember 2019 zählt der Verfassungsschutz 900 Salafisten in Niedersachsen.

Die niedersächsische salafistische Szene ist ganz überwiegend dem politischen Spektrum zuzurechnen und hat keine feste Organisationsstruktur. Vielmehr sind Salafisten in losen Netzwerken organisiert, treten oft als Kleingruppen und Einzelpersonen auf oder treffen sich in einschlägigen Moscheen.

Salafistisch dominierte Moscheen, wie bspw. der "Deutschsprachige Islamkreis“ in Hannover oder die "Deutschsprachige Muslimische Gemeinschaft“ in Braunschweig binden ihre Besucher durch ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm, von Kinderunterricht bis zu Islamseminaren, in die "salafistische Gemeinschaft“ ein und haben damit als Anlaufpunkt für Salafisten eine überregionale Bedeutung. Eine zentrale Rolle für die Vernetzung der Szene spielen salafistische Prediger, die in das nationale und internationale salafistische Netzwerk eingebunden sind. Ein Beispiel hierfür ist der Braunschweiger Prediger Muhamed Ciftci.

Mittlerweile lassen sich salafistische Tendenzen in Niedersachsen flächendeckend, nicht nur in Großstädten, feststellen. Dennoch bleiben die größeren Städte Hannover, Hildesheim, Braunschweig und Wolfsburg weiterhin Schwerpunkte der salafistischen Aktivitäten.

Im Salafismus hat die umfangreiche Missionierungstätigkeit, die sogenannte Da‘wa-Arbeit, eine überaus wichtige Bedeutung. Ein bekanntes Mittel der Salafisten waren insbesondere Infostände in deutschen Innenstädten, bei denen Passanten angesprochen und Informationsmaterialien, Koranausgaben und Flugblätter verteilt wurden. In den letzten Jahren verlagerte sich jedoch die salafistische Da´wa-Arbeit von der "klassischen Street-Da´wa" hin zur "Online-Dawa". Salafisten sind hier besonders in sozialen Netzwerken, wie Facebook, YouTube, Instagram, Telegram oder Twitter aktiv. Durch die hohe Medienpräsenz hat die salafistische Propaganda eine Reichweite, die weit über die salafistische Szene hinausgeht und große Teile der Gesellschaft in Deutschland erreicht.

Innerhalb der salafistischen Szene kann es aufgrund der fließenden Übergänge vom politischen zum jihadistischen Salafismus zu einer entsprechenden Radikalisierung von Salafisten kommen, die sich in teilweise kurzer Zeit vollzieht.

Besonders die umfangreichen Propagandaaktivitäten jihadistischer Gruppierungen im Internet und die zwischenzeitlichen Erfolge des sogenannten Islamischen Staates in Syrien und dem Irak haben zu einer weiteren Radikalisierung der salafistischen Szene auch in Niedersachsen geführt. Dies zeigt sich an den über 85 Personen (Stand Dezember 2019), die aus Niedersachsen in Richtung der Kriegsgebiete nach Syrien und Irak ausgereist sind. Zudem rufen die jihadistischen Propagandisten weiter zur Durchführung von Anschlägen auch in Deutschland auf. Dass es sich hierbei nicht nur um eine abstrakte Gefährdung handelt, machen die durchgeführten Anschläge von Saleh S. und Safia S. in Hannover deutlich.
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